Der Restaurant Guide Hamburg wird hyggelig und kuschelig. Im Hygge* bekommt ihr die Gemütlichkeit und den Charme der skandinvischen Lebensweise zu spüren – kulinarisch als auch menschlich.
Kennt ihr schon Hygge?
Sagt euch der Begriff ‚Hygge‘ etwas? Dieser Trendbegriff ist schon seit einiger Zeit in aller Munde.
Hygge ist Dänisch bzw. Skandinavisch und lässt sich nicht wortwörtlich ins Deutsche übersetzen, was an und für sich schon bezeichnend ist.
Hygge ist Geborgenheit und Gemütlichkeit. Hygge ist Zeit mit den Liebsten. Hygge ist die Kunst das Schöne in den den kleinen Dingen zu sehen. Kurz: Hygge ist der Lebensstil der Skandinavier und findet sich in vielen Facetten wieder, vom Beisammen sein mit Freunden und Familie, im gemütlichen skandinavischen Wohnstil und natürlich im Essen.
Das Landhaus Flottbek wird hyggelig
Es traf sich bestens, dass das Landhaus Flottbek ganz frisch dieses Jahr eine neue Brasserie & Bar bei sich eröffnete. Noch viel besser traf es sich, dass der Knut aus dem Vlet in der Speicherstadt uns den heißen Tipp gab dort doch mal vorbeizuschauen.
Zugegeben, das Landhaus Flottbek liegt nicht gerade um die Ecke, aber irgendwie würde es dem Konzept dieses Restaurants auch nicht gerecht werden, läge es direkt in der vollen und lauten Innenstadt.
Für das Hygge müsst ihr etwas raus, in einen beschaulichen, ruhigen Vorort hinter Hamburg Altona. Mit dem Bus und der Bahn kommt ihr relativ unkompliziert an euer Ziel. Wir waren nach dem ausgiebigen Mahl sogar recht froh einen kleinen Spaziergang zum Bahnhof machen zu können.
Was erwartet euch im Hygge?
Sobald ihr das Hygge betretet fühlt ihr euch zu Hause.
Da Jenny sich schon wieder in der Weltgeschichte rumtrieb, habe ich einen guten Freund auf ein Wochenende nach Hamburg eingeladen und als krönenden Abschluss mit dem Besuch im Hygge überrascht. Fabi ist mir nun auf ewig Dankbar 😉
Die Karte des Hygge’s mutet teils Deutsch, teils Skandinavisch und irgendwie auch ein wenig wie ein New Yorker Edel-Bistro an.
Das grundsätzliche Konzept sieht vor, dass man sich, wie bei spanischen Tapas auch üblich, gemeinsam mehrere Speisen bestellt und teilt. So hat man die Chance viele verschiedene Dinge zu probieren und sich dafür nicht direkt der Völlerei hinzugeben (was wir natürlich geflissentlich ignoriert haben, aber das steht auf einem anderen Blatt 😉
Alles im Hygge ist irgendwie schön. Die tollen Designmöbel, die schicke Bar, – das Personal. Der Sommelier Lennart hat uns einige der besten Weine kredenzt, die ich je getrunken habe (und ich muss ja schon sagen, dass ich in meiner Hamburg Zeit einiges an guten Weinen probieren durfte) und auch von der Bar kamen ein paar absolute Oberknaller. Die Jungs wissen, was sie tun.
So hätte ich zum Beispiel nicht gedacht, dass mich ein Cocktail mit Whisky so überraschen kann. Aber der Cameron’s Kick nach Art des Hauses – Whisky mit Mandelsirup, Zitrone und etwas Zuckersirup ist einfach verdammt genial und fernab aller Cocktail Happy Hours angesiedelt. Gut, dass der Mann guten Whisky bei sich stehen hat. *hrhr*
Und das gab es sonst auf unserer kulinarischen Reise zu entdecken
Es ging los mit 15 Monate gereiftem Allgäuer Alpkäse und hausgemachtem Sauerteigbrot & Faßbutter. Der von Lennart empfohlene Weißwein, ein Soalheiro Alvarinho von 2014, begleitete uns bis zum Fleischhauptgang und reiht sich seitdem bei meinen absoluten Lieblingsweinen ein. Der Käse war trotz kräftigen Geschmacks unglaublich mild, das Brot weich, mit knuspriger Rinde. Ein perfekter Einstieg.
Gepickeltes buntes Sommergemüse Nordic Style
Dazu gab es Knäckebrotchips, Paprikacrème und Feldsalat. Auch als Vegetarier kommt man auf seine Kosten. Das Gemüse hatte genau den richtigen Grad an Säure und herrlich frisch und knackig.
Geräucherter Lachs mit Kürbiskern Crème Fraîche
Dieses Geschmackserlebnis wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Der Lachs, butterzart und auf der Zunge zergehend, wurde im eigenen Garten geräuchert. Fabis Gesicht purer Glückseligkeit bei diesem Gang hätte ich gerne in einem Foto festgehalten. Er war ehrfürchtig sprachlos 😀
Pastrami Stulle
Krosses Brot, fein geschnittenes Pastrami, Senfmayo, eingelegte Zwiebelgurken und Kresse. Eine gute, ehrliche Stulle.
Tatar vom Weiderind
Das Tatar war zart schmelzend, fast cremig und intensiv im Geschmack. Eines der besten Tatars, die ich je essen durfte.
Kommen wir nun zu den Hauptgerichten
Bevor es mit dem Fisch losging, wurde ein wunderschönes rote Bete Risotto mit Ziegenkäse gereicht. Warm, cremig, sehr sättigend. Kann ich mir herrlich an einem kalten Wintertag vorstellen. Pur, ohne was anderes dazu. Mit Thomas Nerlich, dem Küchenchef des Hygge’s muss ich wohl mal ein ernstes Wörtchen reden. Er möge das Rezept herausrücken oder Hausbesuche abstatten. -lach-
Loup de Mere Filet mit geschmortem Fenchel und Meeresfrüchte Risotto
Das Risotto war wieder hervorragend, der Fisch schön kross, für meinen Geschmack jedoch nicht genug gesalzen. Das würzige Risotto hat dies aber gut ausgeglichen.
Rehschulter am Knochen in Rotwein geschmort mit Schmorgemüse und handgeschabten Spätzle
Nasskalte Herbsttage und Wild gehören für mich zusammen. Draußen stürmt es, der Regen prasselt auf die Dachfenster. Man sitzt gemütlich Drinnen am Kamin, das Feuer spendet Licht und Wärme. Mit seinen Liebsten isst man dieses Wild-Gericht. Hyggeliger geht es nicht mehr.
Das Reh war zart, das Gemüse bissfest, die Spätzle cremig und die Rotweinsauce schmeckte wie bei der Großmutter.
Zu gut, um sie zu vergeuden, weshalb wir sie ganz unprätentiös pur auslöffelten – den Koch wirds gefreut haben.
Dessert
Egal wie vollgefressen ich nach 5, 6 oder 7 Gängen bin – Nachtisch geht immer. So sehr ich deftiges und salziges auch liebe – auf den süßen Abschluss freue ich mich im Voraus immer am meisten.
Da wurden uns direkt drei sehr unterschiedliche Spezialitäten vorgesetzt und ich kann beim besten Willen kein Ranking dafür erstellen. Käsekuchen, Pavlova und Karamell Panacotta waren alle fantastisch und wir genossen diesen Abschluss in ehrfürchtiger Stille.
So stelle ich mir das perfekte Restaurant vor. Von der gemütlichen Einrichtung über das unglaublich freundliche, authentische Personal – und zwar ohne Ausnahme – bis hin zum fantastischen Essen.
Was mich am Essen am Meisten erfreut hat ist die Schlichtheit der Gerichte und die perfekte Ausführung klassischer Speisen, die man bei sich zu Hause auch oft auf dem Teller hat, jedoch wohl eher nicht auf so einem Niveau.
Es geht hier nicht darum wer das ausgefallenste, exotischste Essen erfindet, sondern darum, althergebrachte Klassiker so zuzubereiten, dass man sich nie mehr vom Tisch erheben möchte.
Das Hygge im Landhaus Flottbek
Gemütliche, durchdesignte Brasserie mit skandinavisch-deutscher Küche.
Nicht gerade im unteren Bereich der Preisskala, jedoch jeden verdammten Euro wert! So.
Purpelige Empfehlungen
Pastrami Stulle. Wild. Risotto. Und, wenn es auf der Tageskarte stehen sollte: geräucherter Lachs.
Fragt nach den hausgemachten Limonaden oder einem Cameron’s Kick (auch für nicht-Whisky Fans!)
Website Hygge
*Vielen lieben Dank an das Hygge für die kostenlose Bewirtung. Dieser Beitrag entspricht meiner ehrlichen Meinung und wurde nicht anderweitig vergütet.
3 Antworten
Oh wie schön! Das werde ich mir mal für meinen nächsten Hamburg-Besuch vormerken!
Sieht gemütlich aus 🙂
Viele Grüße, Yvonne
Da wünsche ich im Vorfeld schon mal viel Spaß 🙂
Es kommt immer auf den Standort an…. für uns ist es um die Ecke und wir freuen uns sehr, das im Hamburger Westen so ein schönes und auch unkompliziertes Restsurant entstanden ist. We love it.