Meine Erwartungshaltung einem Kuchenrezept gegenüber könnte man als relativ übertrieben hoch bezeichnen. Ich backe ungern nach Rezepten, die nicht mindestens schon von einer mir bekannten Person aufs äußerste ausprobiert wurden und die Chancen hoch sind, dass man etwas Fluffiges und Saftiges auf dem Ofen hervorholt. DER Kuchen zerkrümelt nicht oder lässt sich nur mit einem Glas Wasser mühsam herunterspülen – vielen Dank auch.
Ich habe schon viel zu viele Kuchenrezepte ausprobiert, die mich maßlos enttäuscht haben. Dabei geht so viel Zeit und Mühe verloren. Dazu kommt, dass ich Kuchen meist nur zu besonderen Anlässen backe und, beschäftigt, faul und unorganisiert wie ich bin, habe ich keine Zeit ein Rezept im Vorfeld einmal zu ‘üben’. Es muss auf Anhieb gelingen und ich muss diesem Rezept blind vertrauen können.
Letzten Monat gab es wieder so einen Anlass. Mein Grimm war im Begriff ein Jahr zu altern und diese Event sollte zufälligerweise mit einem Campingwochenende mit allerhand toller Leute zusammenfallen. Es ging zum Campen nach Hessen an den Edersee.
Ein spaßiges Wochenende stand bevor und für mich ging der Stress los, hatte ich doch eigentlich schon geplant einen großen, aufwändigen Geburtstagskuchen mit mehreren Ebenen zu backen. Die gegebene Situation verlange allerdings nach einem Plan B. Da wir an einem Freitag ankommen würden und der Geburtstag am Sonntag stattfinden würde musste der Plan B Kuchen ein paar Formalien erfüllen:
– für ein paar Tage frisch und saftig bleiben (ein veganer Kuchen ohne Eier, die schlecht werden könnte stand somit bereits fest)
– im schlimmsten Fall auch ein paar Tage ohne Kühlung auskommen
– schnell und unkompliziert zu machen sein,
weil es sich traf, dass eine der stressigsten Wochen des Jahres diesem Wochenende vorausging.
Ich wandte mich also and die allwissendste Quelle, die mir in dem Moment einfiel – Facebook Gruppen! Dort fragte ich nach guten Rezepten und legte mein Vertrauen in die Hände fremder Menschen aus dem Internet.
Zwei Vorschläge klangen dann tatsächlich mehr als brauchbar:
Veganer Karotten-Zitronen-Kuchen
Veganer Kokoskuchen (mit einer unvernünftig großen Menge Kokosmilch <3)
Für jenes Wochenende buk ich beide Kuchen und die Ergebnisse konnten sich definitiv sehen lassen (obwohl der Kokoskuchen – im Vergleich zu dem Karottenkuchen – etwas trocken daher kam, bevor dieser hier auf den Blog kommt muss ich das Rezept noch ein wenig optimieren).
Den Karotten-Zitronen-Kuchen habe ich am Donnerstagabend bereits gebacken und wir konnten ihn zum Glück bis Samstag nachmittag kaltstellen. Samstag um Mitternacht wurde er dann angeschnitten und er war so weich und saftig, wie sich das gehörte. Die Karotten hat übrigens niemand herausgeschmeckt.
Sollte ich noch erwähnen, dass der Kuchen keine 10 Minuten überlebt hat? Im Nachhinein hätte ich gerne die doppelte Menge gemacht 😀
Als ich den Kuchen dann nochmal für den Blog gebacken habe wurden einige Zutaten ersetzt um ihn noch besser zu machen. Außerdem gibt es nun auch ein Icing aus Cashewbutter dazu, dies ist aber optional. Der Kuchen alleine schmeckt auch schon fantastisch.
Das Cashewbutter Icing
Das Icing kann man schon als speziell und ungewöhnlich bezeichnen. Mit einem klassischen Buttercreme oder Frischkäse Frosting lässt es sich nicht vergleichen. Das Cashewbutter Frosting ist sehr viel kräftiger im Geschmack mit einer nussigen, leicht bitteren Note, welche durch den Zitronensaft jedoch auch gut ausbalanciert wird. Ich persönlich mochte es in Kombination mit dem süßen Kuchen gerne und es war definitiv mal was Anderes.
- 400 g Karotten
- 400 g Mehl (ich mixe gerne Dinkelmehl Typ 630 1:1 mit Vollkorn-Weizenmehl)
- der Saft und die Schale einer unbehandelten Zitrone (Bio-Qualität)
- 150 ml Ahornsirup oder Agavendicksaft
- 150 ml Sonnenblumenöl oder Raps / Kokosöl
- 1 TL Zimt
- 8-10 g Natron oder Backpulver
- 8 – 10 g Vanillezucker oder Vanilleextrakt
- 2 EL Cashewbutter (gekauft oder selbstgemacht)
- 2-3 EL Ahornsirup
- eine Prise Salz
- 3-4 EL Zitronensaft
- ggf. 2 TL Wasser
- optional: 1 TL Kokosöl
- Die Karotten mit einer Raspel oder Küchenmaschine fein raspeln.
- Das Mehl sieben und mit dem Öl, Ahornsirup, Zimt, Natron, Vanillezucker und dem Saft und der Zitronenschale in einer Schüssel gründlich verrühren. Zuletzt die Karotten hinzugeben und zu einem gleichmäßigen Teig verkneten. Notiz: Der Teig ist ein bisschen stur und klebrig und macht es einem dadurch nicht ganz leicht. Die Konsistenzt sorgt aber dafür, dass der Kuchen am Ende schön saftig und weich wird.
- Eine Kuchenform fetten und den Teig darin gleichmäßig verteilen.
- Den Kuchen bei 180°C (365°F) für etwa 60 Minuten backen. Mit einem Zahnstocher überprüfen, ob der Teig schon durch ist. Wenn kein Teig mehr daran kleben bleibt ist der Kuchen fertig.
- Den Kuchen für 10-15 Minuten abkühlen lassen und dann aus der Kuchenform lösen und weiter abkühlen lassen.
- Im Kühlschrank hält sich der Karottenkuchen für einige Tage.
- In einer kleinen Schüssel Cashewmus, Ahornsirup, Salz und Zitronensaft verrühren. Wenn nötig etwas Wasser dazugeben und je mit den Zutaten nach den eigenen Wünschen anpassen. Ich mochte mein Icing zum Beispiel sehr zitronig. Wenn eine etwas festere Konsistenzt gewünscht ist etwas Kokosöl dazugeben und das Icing für mindestens eine Stunde im Kühlschrank kalt stellen.
- Das Icing kurz vor dem Verzehr auf den Kuchen geben. Andernfalls saugt der Kuchen sich mit dem Icing voll, was nicht sonderlich schön aussehen wird.
2 Antworten
Liebe Sabrina,
ach! Diese Bilder! Dieses Icing! Diese Schmelz-Optik! Karottenkuchen!
Ich krieg mich gar nicht mehr ein, wie du merkst. 😀
Wir bekommen aktuell mit jeder Gemüsekiste Unmengen an Karotten – und essen sie meist so oder schnippeln sie in Gemüsepfannengerichte. Einen Kuchen habe ich schon viel zu lange nicht mehr mit ihnen gebacken und glaube, das mache ich, wenn der Herbst an die Tür klopft und es nicht mehr so warm ist, dass man schreiend vor seinem Ofen davonlaufen möchte. 😉
Ich find’s aber total klasse, dass die Schwarmintelligenz und dein Können in Kombination die kritische Familie überzeugen konnten – solche Geschichten les’ ich immer wahnsinnig gern.
Liebe Grüße
Jenni
P.S.: Ich hoffe, demnächst geht es bei dir etwas weniger stressig zu!
Freunde, nicht Familie 😉 Ist aber quasi das gleiche.
Ich hänge sowas gar nicht an die große Glocke. Es gibt Kuchen und entweder schmeckt der, oder halt nicht. Was da am Ende nun (nicht) drin ist, ist am Ende unwichtig 🙂
Danke dir :-*
Spätestens im September habe ich mir sagen lassen, mache ich mir einen gemütlichen Nachmittag mit so einer Bloggerin aus Münster 😀