Meine Anreise in den Iran verlief ereignislos.
Bei jedem anderen Urlaubsziel hätte diese Aussage niemanden weiter verwundert, doch beim Wort ‚Iran‘ stolpert der eine oder andere darüber.
Dennoch entschied ich mich mir den Iran mal genauer anzuschauen – von allen Ländern die man so bereisen kann ausgerechnet der Iran. Die Reaktionen auf meine Pläne hätten nicht unterschiedlicher ausfallen können.
Von „Was für eine fantastische Gelegenheit! Viel Spaß!“ über „Oh man, du lebst wohl gerne gefährlich!“ bis hin zu „Junge Leute machen doch eigentlich lieber Strandurlaube“ war alles dabei.
Grund genug um mal ein bisschen Aufklärungsarbeit zu leisten und euch mit auf meine Reise in den Iran zu nehmen. Auf in das Land der Gegensätze. Das Land der Gastfreundschaft, der verrückten Autofahrer und der Schonbezüge.
Adventures in Iran – Alle Geschichten
Los ging die Reise um 7 Uhr morgens. Nach einem großen Kaffee fuhr ich mit meinem Grimm gen Düsseldorfer Flughafen. Im abgelegensten Eckchen fanden wir den Check-in Schalter von Mahan Air, einer iranischen Fluggesellschaft. Die Schlange war überschaubar. Natürlich – wer würde denn auch schon freiwillig in den Iran reisen – außer ein paar Deutsch-Iranernb die die bucklige Verwandschaft besuchen wollen. Und ein paar verrückten, alten Rentnern, die sich noch ein letztes Mal auf kleines Abenteuer begeben.
Lasst mich kurz umreißen, wie es sich überhaupt ergab, dass ich diesem unterschätzten Land einen Besuch abstattete.
Die Fachhochschule Dortmund, an der ich Fotografie studiere, hat sich für ein interkulturelles Austauschprogramm mit der Art University Tehran des DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) beworben und ich bin eine der 24 StudentInnen, die die Chance haben daran teilzunehmen.
Mit meinen Kommilitonen, studentischer Hilfskraft und Prof habe ich 12 Tage in Teheran verbracht (und zuvor 7 Tage das Land auf eigene Faust erkundet) um mit den persischen Studenten an fotografischen Projekten zu arbeiten (unsere Arbeiten und Berichte könnt ihr auf unserem Workshop Blog nachlesen). Im Gegenzug werden wir die Iraner dann im Juni / Juli in Dortmund willkommen heißen.
Ein weiteres Land mit einer fremden Kultur und einer ganz neuen kulinarische Welt, die es zu erschmecken gibt. Wer könnte zu solch einer Gelegenheit schon nein sagen?
Der erste Schritt in den Security Check wurde dennoch von einem mulmigen Gefühl begleitet. 3 Wochen ohne den Liebsten. 3 Wochen mit Kopftuch, wann immer ich den öffentlichen Raum betreten würde, 3 Wochen ein Abenteuer in unbekanntem Terrain. Fremde Menschen, fremde Kultur. Aber dieses kleine bisschen Nervenkitzel gehört zu einer solchen Reise wohl einfach dazu.
Ankunft in Teheran
Der 5-stündige Flug war unspektakulär und die Zeit verging wortwörtlich wie im Fluge. Am Imam Khomeini International Airport in Teheran traf ich auf meine Projektpartnerin Mina und ihren Bruder, die so freundlich waren den Weg raus aus der Stadt auf sich zu nehmen und mich abzuholen. Gemeinsam fuhren wir in einem kleinen, staubigen und natürlich weißen (Perser mögen weiße Autos) Kia Pride in den Süden Teherans, wo Minas Freundin Neda schon auf uns wartete.
Bei Neda in Süd Teheran
Noch bevor ich beide Füße in das kleine Einzimmer-Apartment im (ärmeren) Süden Teherans gesetzt hatte wurde ich mit einer knochenbrecherischen Umarmung und einem warmen, herzlichen Lächeln empfangen. Neda, die herzliche, rundgesichtige Teppich-Designerin war für diese Nacht meine Gastgeberin. Die erste Nacht im Iran und ich verbringe sie bei einer Iranerin, die persische Teppiche designt. Wie cool ist das denn?
Neda war die erste Person, die mir die schier endlose Gastfreundlichkeit der Iraner entgegenbrachte (und die ich in diversen Ausmaßen auch in Shiraz und Isfahan kennenlernen würde).
Sie stellte mir ihr Bett zur Verfügung und schlief selber in ihrem Wohnzimmer auf dem Boden (Mina blieb auch über Nacht) Jeglicher Widerspruch war zwecklos. Als Deutscher / Europäer habt ihr vermutlich eine Vorstellung, wie unangenehm mir das war und wie schwer es mir viel dieses großzügige Angebot anzunehmen. Ich würde mit der Zeit lernen, dass dies einfach die Art der Iraner ist sich um ihre Gäste zu kümmern.
Es war schon ziemlich spät, als ich in Teheran ankam, so 9 – 10 Uhr rum und Neda hatte noch ein großes Abendessen für Mina, ein weiteres befreundetes Pärchen (Maya und Amir) und mich vorbereitet. Im Iran speist man für gewöhnlich in Gemeinschaft. Essen hat einen hohen Stellenwert in der iranischen Kultur und wird förmlich zelebriert, zumindest, wenn man es mit den durchschnittlichen deutschen Essens-Ritualen vergleicht.
Schon vor dem Abendessen wurde ich mit Tee, selbstgebackenen Keksen und Gaz (Iranisches, weißes Nougat) versorgt. Für das Dinner zogen wir auf den Boden um und aßen Unmengen von verschiedenen persischen Spezialitäten von Ash (eine Art Suppe), über einen speziellen Salat aus Shiraz bis hin zu zartem, saftigen Hühnchen und etlichen Speisen, die ich nicht weiter definieren konnte
Die Gespräche beim und nach dem Essen wurden überwiegend auf Farsi gehalten. Da ich sowieso müde und überwältigt von den ganzen Eindrücken war, störte es mich nicht. Im Gegenteil, Farsi, die Sprache der Iraner klingt weich und melodisch (etwas angenehmer als hartes Arabisch). Ich hörte zu ohne ein Wort zu verstehen und freute mich auf die Zeit, die vor mir lag.
2 Antworten
Ein wunderschöner Einblick, lieben Dank.
Und ja, das kenne ich auch aus Südamerika, Gastfreundschaft und Essen sind extrem wichtig!
Guten Tag sehr geehrte Damen und Herren,
ich bin auch Iranerin. Ihr schön und professionell aufgenommene Bilder hat mein Interesse geweckt; dadurch fand ich große Sehnsucht nach meinem schönen Heimatland, besonders sind die dazu gefügten Erklärungen .
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.
Soheila