Ich bin euch noch ein paar Hamburger Restaurants schuldig. Shame on me, dass ich es vorher nicht geschafft habe. Privatleben halt und die generelle Kürze der letzten Monate des Jahres. Ich habe noch ein paar finale Restaurant Tipps von meinem 3-Monatigem Aufenthalt in Hamburg, die jetzt in den nächsten Wochen online gehen werden. Kommen Sie mit auf eine fantastische Reise in den das Nil.
Schon für unter 50 Euro pro Nase kann man in diesem kleinen, sich über mehrere Etagen erstreckenden Restaurant ein 4 Gänge Menü genießen. Schickes und stylishes Ambiente inklusive.
Menü Oktober mit 4 Gängen 42€
Jaja, das Menü ist vom Oktober, also schon nicht mehr ganz so up to date, aber ihr könnt euch allemal einen Eindruck verschaffen, wie das Nil ein 4-Gänge-Menü so angeht. Fangen wir an:
I. Hausgemachte Bresaola mit Karotten, Avocado, Wildkohl
Nach eigenständiger Google Suche kann ich nun das bestätigen, was mein Gaumen vermutet hat. Bresaola ist luftgetrockneter Rinderschinken aus Italien. Sehr zart, salzig und sehr lecker mit der Karotte und den cremigen Tupfen von der Avocado. Der Kohl war leider nicht mein Fall.
II. Steinbeißerfilet mit Senfsauce, Blattspinat und Kartoffeln
Meinem Freund hat es geschmeckt, ich empfand das Gericht als versalzen. Der Fisch, die Kartoffeln, der Spinat, alles war sehr würzig und überdeckte somit leider alle anderen Geschmackskomponenten. Ich konnte es leider nicht genießen.
III. Entrecôte mit knackigen, grünen Bohnen, geröstetem Topinambur und Sauce Béarnaise
Unser beider Highlight des Abends. Zartes Entrecôte, das optisch zwar nicht viel her macht uns dann geschmacklich aber ziemlich umgehauen hat. Das Fleisch war sehr fettig, jedoch in keinster Weise zäh oder schwer verdaulich. Sehr saftig und geschmacklich top.
Außerdem hatte ich an diesem Abend eine Premiere: Topinambur hat mir zum ersten Mal geschmeckt! Herrlich! (Inzwischen koche ich damit auch selber ganz gerne).
IV. Apfel-Pekannuss-Kuchen mit Thymian und salzigem Vanilleeis
Die Entscheidung ob Kuchen oder Käse fiel uns nicht schwer. Natürlich musste der Abschluss süß sein. Das Eis war uuuuunglaublich cremig und vanillig, der Pekannusskuchen so saftig und soft, dass ich gerne auch die vierfache Menge davon verspeist hätte. Ein gelungener Abschluss eines Menüs mit kleinen Schwächen.
Service & Ambiente
Wir wurden freundlich empfangen und an einen Tisch geführt. Unser Kellner war freundlich, zuvorkommend und professionell. Eine darüber hinausgehende offene, herzliche Interaktion, wie wir sie zum Beispiel im Vlet, Hygge oder Scherrer so zu schätzen gelernt haben fand hier nicht statt.
Dies mag aber am generellen Konzept des Nils liegen, welches uns mit gemischten Gefühlen das Restaurant verlassen ließ. Während uns das Essen (insbesondere der Hauptgang) sehr zusprach, so fühlten wir uns doch rein von der Atmosphäre etwas fehl am Platze (und ich betone nochmal mit drei Ausrufezeichen und doppelt Unterstrichen, dass dies eine persönliche Rekapitulation unseres Abends ist. Die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden).
Wenn man einen stressigen Tag entspannt und gemütlich ausklingen lassen möchte, ob allein, zu zweit oder mit Freunden und dabei eben genau jene Zeit mit sich selbst oder diesen Personen genießen möchte, ist man im Nil nicht ganz richtig aufgehoben. Das Konzept des Nil lässt sich eher mit dem eines Edelbistros umschreiben. Die Tische sind, untypisch für klassische Restaurants, recht klein, meist nur für 2 Personen (zusammengeschoben entsprechend mehr) und stehen bistroartig eng beisammen.
Was in anderen Lokalen einer Sitzdistanz zu seinem Bekannten, Freund oder Partner wäre, ist im Nil die Distanz zum nächsten Gast, den man sich ähnlich wie seine Nachbarn zu Hause in den seltensten Fällen aussuchen kann.
Für soviel Nähe zu Fremden muss man der Typ sein. Wonach einem aktuell der Sinn steht – Privatsphäre oder Geselligkeit – sollte man vor einem Besuch im Nil daher überlegen.
Restaurant Nil
Neuer Pferdemarkt 5
20359 Hamburg
*Vielen Dank an das Nil für die kostenlose Bewirtung an diesem Abend. Dieser Beitrag entspricht meiner ehrlichen Meinung und wurde nicht anderweitig vergütet.
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